Diese Traumreise hat mir irgendwie wieder gefallen. Sie war zwar natürlich auch anstrengend aber hat auch ihren ganz eigenen Charme ...
Diese Mal beginnt meine erste Assoziation in einer Höhle.
Mit meiner Frau und zwei Söhnen, so um die vier und sechs Jahre alt. Es brennt ein kleines Feuerchen und ich schneide grade meinen Holzspeer für die Jagd am nächsten Tag.
Auf die Frage von Marika, wie den meine Gefühle für meine Familie sind antworte ich, dass ich meine Kinder sehr liebe.
Zu meiner Frau allerdings besteht eher eine respektvolle, aber hauptsächlich funktionale Beziehung.
Ach ja ... das vorgegebene Thema dieser Sitzung ist "Verantwortung", daher auch Marika´s Frage wer für den Erhalt des Feuers Zuständig ist.
"Das ist ihr Aufgabenbereich", sage ich und füge nach kurzem Zögern hinzu"naja, unserer beider" (im Sinne von: Wer halt grad da ist, aber eigentlich sie).
Aber dazu später mehr, erstmal ist es für mich wieder typisch, gar keine Lust auf die morgige Jagd zu haben - "Arbeiten" als solches ist halt nicht meins.
Ich würde sogar lieber den Job meiner Frau machen und Sammeln gehen und mich um die Kinder kümmern, aber ich tue halt was getan werden muss.
Am nächsten Tag also treffe ich morgens ein halbes Dutzend anderer Männer am vereinbarten Treffpunkt und mir geht jetzt schon der Männer typische "Schwanzvergleich" auf die Nerven. Wer hat am meisten erlegt, wer hat die meisten Kinder, die schönste Frau usw.
Ich konzentriere mich lieber auf den Dschungel, den wir im Begriff sind zu betreten.
Dieser macht mir zwar keine Angst (schließlich bin ich ja in ihm aufgewachsen), aber ich habe dennoch tiefen Respekt ob der ihn ihm lauernden Gefahren.
Wir beginnen also unsere Jagd - unser bevorzugtes Ziel wäre ein Wildschwein.
Nach ein paar Stunden Wanderung, während derer wir recht unkonzentriert in "Männerthemen" schwelgen, passiert dann auch schon ein Unglück!
Einer von uns wurde von einer sehr tödlichen Schlange gebissen.
Trotz der Versuche eines anderen Kameraden das Gift aus zu saugen verstirbt unser Begleiter innerhalb kürzester Zeit. Ich bin bestürzt, war es doch schließlich einer meiner Freunde, doch nicht wirklich überrascht, sondern eher bestätigt in meinem Respekt vor der Natur.
Wir nehmen mit, was von seiner Leiche noch zu gebrauchen ist und ziehen, nun mit einer deutlich gedrückten Stimmung, weiter unseres Weges.
An diesem Tag haben wir leider kein Glück. Zwar raschelt es öfter mal im Gebüsch, doch bevor wir reagieren können ist die mögliche Beute immer schon davon gelaufen.
Also rasten wir als es dunkel wird, nur mit ein paar gefundenen Nüssen und Beeren im Magen, etwas erhöht, in der Nähe einer Wasserstelle.
Ich schlage noch vor so was wie Wachen einzuteilen, was jedoch von meinen Jagdgenossen eher belächelt wird.
Die Nacht verläuft ruhig und wir setzen unsere Jagd am nächsten morgen fort.
Doch auch diesen ganzen Tag lang bleiben wir erfolglos.
Also rasten wir wieder in der Nähe einer anderen Wasserstelle, diesmal jedoch nicht in erhöhter Position.
Selbst erfüllende Prophezeiungen mag jetzt der eine oder andere denken, denn mitten in der Nacht wird doch tatsächlich einer meiner Gefährten von einer Raubkatze angegriffen, welche grade an seinem Bein kaut als ich aufwache. Sofort greife ich (wie auch zwei meiner Kollegen) zu meiner Waffe und fast zeitgleich stoßen wir zu dritt unsere Speere in den Körper des Tieres.
"Gehe ganz in dieses Gefühl hinein" höre ich die Anweisung meiner Therapeutin, "wie ist es in diesem Moment den Speer in der Hand zu halten?"
Ich fühle mich Stark ... Machtvoll geradezu. Doch in derselben Sekunde fange ich wieder an nicht nur zu reagieren wie ich es aus Selbstverteidigung (oder Fremd Vereidigung in diesem Fall) tat, sondern auch ein Mitleid mit dem grade getöteten Tier zu empfinden.
Doch nicht lange denn ich kümmere mich sofort um den Verletzten.
Glücklicherweise wusste ich welche der in der Nähe wachsenden Pflanzen verwendet werden können und darraus bastle ich einen Verband um die Blutung zu stillen.
Dannach stütze ich den Verwundeten, während die anderen unsere "Jagd"-Beute tragen.
Bei unserer Rückkehr bin ich absolut froh darüber den Verwundeten seiner Familie übergeben zu können und nicht derjenige sein zu müssen, welcher der anderen Familie den Verlust ihres Vaters/Ehemannes berichtet.
Dies ist eine der Beispielhaften Jagd Geschichten wie ich sie für dieses Leben vor meinem geistigen Auge als eine Art von Assoziationskette wahrgenommen habe.
Grade im Bezug auf die anfängliche Intention "Verantwortung" sah ich dann aber noch weiteres:
Irgendwann später einmal, während ich weg war, hatte meine Frau das Feuer aus Unachtsamkeit ausgehen lassen. Ich schimpfte zwar mit ihr, da aber Nachbarn nicht allzu weit entfernt Wohnten, war es kein Weltuntergang.
Ich schmunzelte allerdings schon über mich selber, als ich MICH dann dabei sah, wie ich grade unterwegs war neues Feuer zu besorgen.
Bei meiner Rückkehr gab ich die Verantwortung dann aber wieder gerne an sie ab, mit dem Hinweis: Jetzt passte aber auf!
Mein nächstes Bild war dann wieder eine diffuse Zeitspanne später.
Interessant ist, dass ich schon ein überaus mulmiges Gefühl im Bauch bekam, noch bevor das Bild deutlich wurde. Ich wusste das wird jetzt nicht schön....und so war es auch.
Ich sah meine Frau von einer Wanderung mit den Kindern wiederkommen.
Allerdings nur mit EINEM Kind!
Unser jüngster ist während dieser Reise von einer Spinne gebissen worden und verstorben.
Ich muss zugeben, dass ich manchmal ganz froh bin meinen Verstand als Filter vor meine Gefühle zu setzen. Denn in diesem Moment machte ich mir halb bewusst schnell klar, dass ich ja "nur" eine Traumreise mache und mein Sohn nicht grade verstorben ist.
Das aufkommende Gefühl war einfach zu mächtig - soviel Trauer wollte ich in diesem Moment nicht ertragen (selbst jetzt beim schreiben kriege ich Tränen in den Augen wenn ich mich zu sehr in dieses Gefühl fallen lasse).
Jedenfalls war das der Moment in welchem die Beziehung zu meiner Frau zerbrach. Natürlich war ich mir absolut bewusst, dass so etwas passieren kann - der Dschungel ist nun einmal gefährlich!
Dennoch kam ich emotional nicht darüber hinweg. Meine Schuld Zuweisungen ihr gegenüber (in der Richtung, wenn sie besser aufgepasst hätte wäre es nicht passiert) konnte ich nicht rational abstellen und zusätzlich die stetige Erinnerung an unseren Sohn wenn ich sie ansah führten im Endeffekt, allerdings erst nachdem unser älterer Sohn selbst seine Familie gründete, zu unserer Trennung.
Wir schlossen uns dann nämlich einer größeren Sippe an in welcher wir uns wunderbar aus dem Weg gehen konnten.
Für mich allerdings ist es höchst Interessant in dieser Sippe zu sein.
Tatsächlich ist es sogar so, dass ich mich dort meinem Selbst wesentlich näher fühle.
Ich bin durch mein Wissen und meine Erfahrungen dort nämlich ein wichtiges Mitglied. Am Feuer sitzend teile ich mit großer Freude dieses Wissen mit den Jüngeren, welche es dankbar annehmen und daraus lernen. Ich muss nicht mehr selber "Schuften" sondern mein Beitrag zur Allgemeinheit wird honoriert, das glänzen in den Kinderaugen wenn sie mir mit offenem Mund bei meinen Geschichten folgen ist wie Balsam für meine Seele. Ich empfinde tiefe Sinnhaftigkeit in meinem Tun und bin glücklich!
Dieses Gefühl begleitet mich durch und durch, sogar bis zu meinem letzten Bild - als ich in tiefstem Frieden als alter Mann in meinem Fell am Lagerfeuer das letzte mal einschlafe ...
Wie bereits eingangs erwähnt fühlte ich mich nach dieser Reise wirklich sehr gut.
Was aus ihr zu lesen ist, d.h. welche meiner Themen zum Vorschein kommen ist dann der eigentliche Psychotherapeutische Aspekt.
So ist es wohl eine Tatsache, dass ich viel mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu tun habe.
"Arbeit" bzw. einerseits der materielle Aspekt im Sinne des Lebensunterhaltes, als auch andererseits der Sinngebende Anteil werden mich auch weiterhin stark beschäftigen.
Auch Liebesbeziehungen, sowohl zu einer potenziellen Partnerin, als auch zu potenziellen Kindern tauchen immer wieder in meinen Reisen auf.
Und natürlich der ständige Aspekt der Verantwortung.
Denn es ist auffällig,dass ich Verantwortungsvoll handle wenn ich es muss.
Grade wenn ich gar keine Zeit zum Abwägen eines Für oder Wieder habe (Angriff des Tieres/ Versorgung der Wunde), aber auch wenn ich es für einfach Notwendig halte( Jagen gehen um meine Familie zu ernähren). Fast immer jedoch handle ich für ANDERE Verantwortungsvoll.
Aber auch wenn es in dieser Reise nicht so deutlich wie in meiner zweiten wird - die SELBSTverantwortung ist auf jeden Fall eine meiner Hauptthemen.
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